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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 22

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
_ 22 _ beraus glnzend waren die Vermhlungsfeierlichkeiten zu Witten-berg. An drei Tafeln faen die hohen Herren, unter denen die be-deuteudsteu Fürsten der damaligen Zeit vertreten waren; an ebeusovielen Tafeln wurden die geladenen Frstinnen von der erlauchten Gastgeberin bewirtet. So groß war die Zahl der Gste und so zahlreich ihr Gefolge, da allein 2200 fremde Pferde in Wittenberg und seinen Vorstdten untergebracht werden muten. In farbenprchtigen Turnieren zeigten die ritterlichen Herren ihre Kraft und ihre Gewandtheit in der Fhrung der Waffen, und auf die, Feste zu Wittenberg folgten ebenso glnzende zu Ansbach. 2. Ihre Persnlichkeit. Die uere Erscheinung der Kurfrstin wird von verschiedenen Schriftstellern als auerordentlich schn gerhmt. Durch ihre majesttische Gestalt und ihre frische Gesundheit unterschied sie sich vorteilhast von ihrer Umgebung; die reiche Flle ihres blonden Haares, wohlgeordnet von einem Perlennetze umschlossen, wute sie bald mit der markgrflichen Krone, bald mit einem von Kleinodien strahlenden Barett gar gefllig zu schmcken; als Freundin krperlicher Bewegungen liebte sie es, ihren Zelter leicht zu tummeln. Aus ihren Augen strahlte das Licht einer hochbegabten Seele, und mit Ernst und Scherz wrzte sie ihre geistreiche Unterhaltung. Viele Briese geben Zeugnis von der Geistes-frische, hohen Bildung und edlen Gesinnung der Kurfrstin Anna. 3. Die Hausfrau. Im eigenen Haushalte herrschte groe Ein-sachheit und eine vernnftige Sparsamkeit; auch von den Untertanen wurde ein Gleiches verlangt. Bei den glnzenden Festen aber, die mit der grten Pracht auf der Kadolzburg gefeiert wurden, so da der Hos des Kaisers nicht selten in Schatten gestellt wurde, kannte der kostspielige Auswand fast keine Grenzen. Geschmckt mit seidenen Gewndern, die mit kostbaren Perlen und Edelsteinen besetzt waren, suhr die Kurfrstin bei solchen Gelegenheiten auf einem vergoldeten Wagen. Selbst die Pagen trugen dann rotseidene Kleider, und der den Pserden lagen purpurrote Sammetdeckeu. 4. Die Gemahlin. Ihren: Gemahl war die Kurfrstin in inniger Liebe zugetan, und wie herzlich der Verkehr mit ihm gewesen ist, geht aus mehreren Briefen hervor, die sie an den Knrsrsten gerichtet hat. War er sern von ihr, dann betete sie innig fr sein Wohlergehen und lie manche heilige Messe fr ihn lesen, war er krank, dann pflegte sie ihn mit zrtlicher Sorgfalt, hatte er trbe Stunden, fo wute sie ihn durch ihren natrlichen Frohsinn zu erheitern. Den Kindern der ersten Gemahlin Albrechts wurde sie eine ebenso treue und liebende Mutter wie den eigenen, den Untertanen war sie eine sorgsame, kluge Frstin.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 41

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 41 - 2. Ludwigs Sclbstregicrung. a) Die Staatsverwaltung. Nach dem Tode Mazarins (1661) bernahm Ludwig selbst die Regierung. Im Innern war sein Streben darauf gerichtet, den Absolutismus (Willkrherrschaft), der von Richelieu und Mazarin vorbereitet war, durchzufhren (L'etatc' est moi der Staat, das bin ich") und Frankreich zur ersten Macht Europas zu machen. Das erste Ziel hat Ludwig vollstndig erreicht. Die Reichs stnde die Vertreter der hohen Geistlichkeit, des Adels und des dritten oder Brger-standes wurden nicht mehr berufen, der Widerstand des- Parlaments gebrochen, der Adel, dessen politische Bedeutung bereits geschwunden war, an den Hof gezogen und durch das dort herrschende ppige Leben entnervt und finanziell zu Grunde gerichtet. Der alte Adel, der, abgeschlossen von der Welt, mit der kindlichfrommen Landbevlkerung zusammenlebte, feine alten guten Sitten treu bewahrte und einen Rckhalt in der Bevlkerung hatte, pate Ludwig nicht; er konnte ihm ein Hindernis bei der Erreichung seiner Plne sein. b) Das Finanz - und Kriegswesen. Durch seinen Minister C o lb ert der neue Hilfskrfte des Landes erschlo, wrde dem Könige die Mglichkeit geboten, der reiche Geldmittel zu verfgen. Colbert lie 110 Mill. Frcs. Strafgelder fr ermittelte Unterschleife einziehen, erschwerte die Einfuhr fremdlndischer Erzeugnisse (Merkantilsystem), hob den einheimischen Gewerbeflei, legte Straen und Kanle an und begnstigte die Grndung von Kolonien in berseeischen Lndern. Die Erzeugnisse des franzsischen Gewerbefleies erreichten einen hohen Grad der Vollkommenheit, und besonders die franzsischen Modewaren, die zu einer verfeinerten Lebensfhrung gehrten, waren in ganz Europa be-gehrt. Als Ludwig im Jahre 1685 das Edikt von Nantes aufhob, verlieen zahlreiche Hugenotten ihr Vaterland und fanden in den Niederlanden und in Brandenburg eine freundliche Aufnahme, wo sich unter dem Einflsse dieser geschickten und wohlhabenden Leute Gewerbttigkeit und Handel recht bald in lebhafter Weise entwickelte. Die Kriegsflotte wurde vermehrt, das Heer be-sonders durch Louvois vergrert, das Land von Vau b an durch vortreffliche Festungen geschtzt, und eine Reihe tchtiger Feldherren wie Cond.tu renne und Vendme standen dem König zur Erreichung seiner ehrgeizigen Plne zur Verfgung. o) Das Leben am Hofe zu Versailles. Der Schauplatz des glnzenden Hoflebens unter Ludwig Xiv. war Versailles, wo der König mit ungeheuren Kosten ein Schlo von mrchenhafter Pracht im Barockstil hatte erbauen lassen, umgeben von herrlichen Grten, in denen Laubgnge von seltsam zugestutzten Baumen mit Springbrunnen, Blumenbeeten und Grotten abwechselten. Die ganze vornehme Welt strmte hier zusammen, um dem Sonnenknig" (Roi-Soleil) zu huldigen und zu schmeicheln. Dichter besangen seineu Ruhm und seine Weisheit, Maler verherrlichten ihn in ihren Gemlden und machten hierdurch den eitlen König noch eitler und hochmtiger. . Der Glanz des franzsischen Hofes wurde vorbildlich fr ganz Europa, besonders fr viele deutsche Frstenhfe, wo nicht blo verschwenderische Pracht, sondern auch franzsische Sittenlosigkeit eine verderbliche Nachahmung fanden. Den Fürsten suchte es der Adel gleich zu tun. Der Grund fr die Revolution war in Frankreich gelegt, die wichtigsten Grundlagen der europischen Staaten wurden erschttert.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 147

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
147 Rokokozeit; leicht und phantastisch sind seine Holzmalereien, ge-schineidige Herren und kokette Damen mit schelmischen Gesichtern, zurck-gestrichenen Haaren und kleinen zierlichen Gesichtern wei er bei lndliche Festen in herrlicher Weise zu schildern. (Schferbilder.) In Deutschland gab es keinen Maler, der auch nur annhernd den Ruhm Schlters erreichte. Berechtigtes Aussehen erregte Anton Grass als tchtiger Portrtmaler; zu etiler volkstmlichen Bedeutung brachte es Dauiel Chodowiecki, dessen gesunde Auffassung und dessen srischer und treuherziger Humor ihn zu dem berhmtesten Jllustra-tor der gleichzeitigen schnen Literatur (Lessings Minna von Barnhelm," Basedows Elementarwerk") machten. Raphael Mengs und Angelika Kaussmann gehren der deutschen Knstlerkolonie in Italien an, die den Glanben an die Heimat verloren hatte und der Meinung war, die deutsche Kunst msse erst auf italienischem Boden nach klassischen Mustern geschaffen werden. 4. Das Kunsthandwerk. Die verschiedenen Kunstrichtungen, die vornehmlich eine prunkvolle Ausstattung der Wohn- und Gesellschaftsrume erstrebten, gaben dem Kunsthandwerk eine mannigfaltige und reiche.beschftigung, stellten aber Hisch im Aokokostit. auch an seine Leistungsfhigkeit die hchsten Anforderungen. Mit groem Fleie und einem richtigen Verstndnis haben sich die Handwerker in die einzelnen Stilarten eingearbeitet und mit einer bewundernswerten Meisterschaft die oft schwierigen Auftrge ausgefhrt; Tischler, Eisen-schmiede und Glasschleifer leisteten wirklich Groes, während die Gold-schmiedekuust verfiel. 10*

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 106

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
106 Erziehung, die gesamte Zeitrichtung und die Entwicklung der deutschen Literatur in seiner Jugend brachten es mit sich, da er sich vorzugsweise mit den franzsischen Geisteserzeugnissen beschftigte und sich fast nur in dieser Sprache unterhielt. Auf dem Gebiete der Philosophie huldigte Friedrich den Anschauungen eines Voltaire, d'aletnbert und d'argens. - In religisen Angelegenheiten handelte er als Anhnger der Ausklrung" nach dem Grundsatze: Die Religionen mssen alle toleriert werden, und mu die Regierung nur das Auge darauf haben, da keine der anderen Abbruch tue; in meinem Staate kann jeder nach seiner Fa?ou selig werden." Der falsche Glaubenseifer ist ein Tyrann, der das Land entvlkert, die Dulduug ist eine zarte Mutter, welche sie hegt und blhen macht." Aus demselben Grunde gestattete er auch die Pre-sreiheit; er wollte, da die Zeitungen die ffentliche Meinung un-verflscht zum Ausdruck brchten. Als Freund der Baukunst schuf der edle Fürst zu Berlin das Opernhaus, die kath. Hedwigs-kirche und die Bibliothek, zu Potsdam das Lustschlo Sans-souct1) mit den herrlichen Terrassen und das Neue Palais. -) Auf dem Gebiete der Musik war Friedrich Knstler und Ton-setzer zugleich. Die deutschen Komponisten Bach, Gluck und Haydu wurden von ihm hochgeschtzt, doch eine eigentliche Pflegesttte fand diese Kunstrichtung in Berlin nicht. >. pte erste Aeifunli Motens und der Bayerische Krbfolgestreit. 1. Die erste Teilung Polens. 1772. Nach dem Tode des Polenknigs August Iii. (1763), des Nachfolgers Augusts Ii. (. 85), herrschte in Polen die grte Verwirruug. Die russische Kaiserin Katharina Ii. benutzte diese Gelegenheit, um ihren Gnstling, den polnischen Grafen Stanislaus Pouiatowski, auf deu Thron zu bringen. Die Wahl kam auch glcklich zustande; dann aber forderte die Kaiserin die Gleichstellung der Dissidenten (Protestanten und nicht nnierten Griechen) mit den Katholiken. Als sich letztere zur Verteidigung ihrer Religion und politischen Selbstndigkeit zu einem Bunde vereinigten, rckten die Russen und Kosakeu tu Polen ein und verbten die unerhrtesten Grausamkeiten; Preußen und sterreich konnten mit ihren Vermittlnngs-Vorschlgen bei Rußland nicht durchdringen. Um zu verhten, da das J) Quand je serai l, je serai sans souci." s) Erg. Nr. 18 u. 22.

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 109

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
109 . Von morgens frh bis abends spt war er unermdlich ttig. Schon um vier Uhr sa er an seinem Arbeitstische. Das Lesen der wichtigsten Schreiben, die Behrden oder Privatleute eingereicht hatten, war seine erste Beschftigung. Seine eigenhndig hingeschriebenen Rand-bemerkungen sind oft voll Witz oder beiendem Spott. Um neun Uhr besprach er mit hohen Offizieren wichtige Angelegenheiten des Heeres und hrte den Vortrag seiner Rte. Dann begannen die Audienzen; jeder hatte in wichtigen Angelegenheiten ungehindert Zutritt zum Könige. Die armen Leute," sagte er, wissen, da ich Landesvater bin, und oft haben sie gewi Grund genug, sich zu beschweren." Um zwlf Uhr wurde zu Mittag gespeist. Am Nachmittage unterhielt sich Friedrich mit Knstlern und Ge-lehrten, las wissenschaftliche Werke oder machte einen Spaziergang durch die Gartenanlagen. Abends erfreute er sich gern an einer musikalischen, Unterhaltung; denn leidenschaftlich liebte der König die. Musik, und stundenlang konnte er sich am eigenen Fltenspiel ergtzen. Dabei blieb aber dem geistvollen Fürsten noch Zeit zur Schriftstellern *) und Dichtkunst. Die hervorragendsten unter seinen Werken sind die Ge-schichte meiner Zeit" und die Geschichte des Siebenjhrigen Krieges". In jedem Frhjahre und Sommer bereiste Friedrich seine Provinzen, musterte die Truppen und sah nach, ob das Land gut ver-waltet wrde.2), 3. Sein Tod. Die Mhseligkeiten des Krieges und die stete Arbeit schwchten allmhlich die kernige Gesundheit des groen Knigs. Er war in spteren Jahren oft leidend, dazu stellte sich eine schmerz-hafte Krankheit, die Waffersucht, ein. Im Bette konnte er nicht liegen, und Tag und Nacht sa er in einem Sessel; nie aber gab der hohe Kranke ein Zeichen des Schmerzes von sich. Im Jahre 1786 schlo der groe König und Kriegsheld sein tatenreiches Leben im Alter von 74 Jahren, im 47. Jahre seiner Regierung. Die Nachricht von seinem Tode versetzte seine Untertanen in die tiesste Trauer, erregte aber auch in weiteren Kreisen die grte Teilnahme. Ein sterreichischer Minister brach bei der Todesnachricht in die Worte aus: Wann wird einen solchen König wieder das Diadem zieren?" Seine irdische Hlle fand in der Garnifonkirche zu Potsdam ihre letzte Ruhesttte; aus dem Sarge des Fürsten stehen die einfachen Worte: x) Seine in franzsischer Sprache geschriebenen Werke umfassen 31 Bnde. 2) Erg. Nr. 13. Vergl. Geibels Gedicht: Sanssouci"; Wacker, Lesebuch Iii, Nr. 157.

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 113

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Felbiger, und betrt verdienstvollen Ferdinand Kindermann, dem spteren Bischof von Leitmeritz. Knnst und Wissenschaft war sie eine verstndige und warme Frderin; Wien wurde der Sammelplatz tchtiger Gelehrten und der berhmtesten Komponisten lheydn, Gluck, Mozart, Beethoven) jener Zeit; das Wiener Theater geno ein hohes Ansehen. Nicht minder sorgte die groe Frstin fr di? Belebung der Industrie und fr die Hebung von Handel und Verkehr. In Wien wurde eine Porzellan-sabrik gegrndet, bhmische Leinwand und Brnner Tuche waren weit der die Grenzen sterreichs bekannt und gesucht. Wien entwickelte sich zu einer Industriestadt, neue Wasser- und Landwege wurden angelegt, und sterreichi-sche Handelsschiffe brachten die reichen Erzeugnisse des heimischen Gewerbe-Fleies nach Kleinasien und den Hfen Indiens. 3. Maria Theresias letzte Lebensjahre. Der pltzliche Tod ihres Gemahls, des Kaisers Franz L, erschtterte die sonst so starke Frau so sehr, da sie bis zum Ende ihres Lebens die Trauerkleider nicht wieder ablegte. Zum Mitregenten in den sterreichischen Lndern ernannte sie ihren Sohn, den spteren Kaiser Joseph Ii. Ihr Lebensabend wurde noch getrbt durch die erste Teilung Polens, an der sie sich nur blutigen Herzens beteiligte, und durch den Bayerischen Erbfolgekrieg, deffen schnelle Beendigung ihrem entschiedenen Eingreifen zu verdanken ist; schon bald darauf starb sie. Zu dir, zu dir, ich komme, Gott, nimm meine Seele auf!" waren ihre letzten Worte. Mit Maria Theresia schied eine der edelsten Frauen aus dem Leben, die jemals die Krone getragen haben. Von ihren Untertanen wurde sie wie eine Mutter geliebt, ihren Feinden flte sie Bewunderung ein, und wegen ihrer Sittenreinheit, ihres herzlichen Familienlebens und ihrer edlen weiblichen Tugenden wurde sie geachtet von arm und reich, von hoch und niedrig. In Wien ist ihr in neuerer Zeit ein von der Meisterhand Zumbusch' geschaffenes, herrliches Denkmal gesetzt worden. Kart Vii. und Kranz I. Nach dem Tode Karls Vi. (S. 84) wurde Karl Albrecht von Bayern Kaiser. Whrend er sich zu Frankfurt a. M. mit vielem Pomp als Karl Vii. krnen lie, verlor er die Krone seines eigenen Landes; denn als in Frankfurt die Krnungsfeierlichkeiten stattfanden, besetzten die sterreicher Mnchen, wo sich Maria Theresia huldigen lie. Ihm folgte nach kurzer Negierungszeit der Kaiser Franz I., der Gemahl Maria Theresias. Die glnzenden Eigenschaften seiner Gemahlin stellten den einfachen und bescheidenen Fürsten zu sehr in Schatten. Die Krone war ihm eine Brde, und in den zwanzig Jahren, die er regierte, hat er nichts Nennens-wertes fr das Wohl des Deutschen Reiches getan; die Herrschaft in den sterreichischen Lndern fhrte Maria Theresia durchaus selbstherrlich. Bei seinen immerhin guten Geistesgaben und seinen nicht unbedeutenden Kennt-nissen aus dem Gebiete des Kriegs- und Finanzwesens htte er einen kleinen Staat glcklich machen knnen; aber fr die Gre und die verwickelten Ver-Brockmann. Lehrbuch der Geschichte Iii. o

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 328

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
328 Der Reformator der katholischen kirchlichen Musik wurde Franz Witt. Er schrieb seine herrlichen Kompositionen nach den Werken Palestrinas und anderer groer Meister jener Zeit, grndete zur Erneuerung des kirchlichen Gesanges den deutschen Ceilienverein und gab eine Zeitschrift fr Kirchenmusik heraus. Nirgendwo steht die kirch-liche Musik heutzutage auf einer solchen Hhe, wie in Deutschland. Eine groe Anzahl Musikvereine, viele grere und kleinere Gesangvereine in Stadt und Land sind eifrig bestrebt, die herrlichen Schpfungen geistlichen und weltlichen Inhalte zum Vortrag zu bringen. Auch tu der Hausmusik findet die Tonkunst eine liebevolle Pflege. Mnsikschuleu und Konservatorien bieten jungen, musikalisch beaulagten Seilten die beste Gelegenheit, sich in der Tonkunst auszubilden. 8. Das Zeitungswesen und die Redekunst. Wenn es auch schon zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts hier und dort kleine Zeitungen gab, fo spielten diese meist als Nachrichtenbltter nur eine geringe Rolle. Erst als das Volk begann, sich an dem politischen Leben zu beteiligen, als ihm das Recht zuerkannt wurde, in den Parlamenten cm der Gesetzgebung des Landes mitzuwirken, die Prefreiheit gewhrt war, das gesamte wirtschaftliche Leben einen nie gekannten Ausschwung nahm, durch die Erfindung der Schnellpresse, durch die Verbesserung der Verkehrsmittel ein billiger und schneller Versand mglich geworden war, erfuhr das Zeitungswesen eine gewaltige Ausdehnung. Zeitungen und Zeitschriften, Jugend- und Vorschriften finden sich heutzutage in allen Familien, und da sie auf allen Gebieten, ans dem der Politik, der Wissen-schast, der Kunst, des kirchlichen und wirtschaftlichen Lebens, einen weitgehenden Einflu ausben leider nicht immer nach der guten Seite hin so ist der Journalismus" nicht nur ein ganz hervorragendes Bildungsmittel des gesamten Volkes, sondern auch eine Macht, die nicht unterschtzt werden darf. In den Parlamenten, in vielen wissenschaftlichen und politischen Vereinen ist der Redekunst ein weites Feld geffnet, um veredelnd, aber auch schdigend aus weite Schichten des Volkes einzuwirken. 9. Die Frauenfrage. Die franzsische Revolution gab den Ansto dazu, da die Frauen immer mehr aus ihrer huslichen Zurckgezogenheit hervortraten, sieh in die ffentlichkeit drngten und fr sich das Recht in Anspruch nahmen, im politischen, privatrechtlichen, im Erwerbs-und Gesellschastslebeu den Mnnern gleichgestellt zu sein. In privatrechtlicher Hinsicht steht die Frau in allen Kulturstaaten dem Manne ebenbrtig zur Seite, die politische Gleichberechtigung haben den Frauen bisher nur einige Staaten Amerikas zuerkannt, im

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 119

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 119 Tie Aufklrung war eine von England ausgehende Philosophie sche Richtung, die an Stelle der Autoritt die Kritik setzte und des-halb alle Anschauungen und Lehren, besonders auch die religisen, vor den Richterstuhl der Vernunft zog (daher Rationalismus, von ratio = Vernunft). - Sie verlangte unbedingte Senkfreiheit, weshalb ihre Anhnger Freidenker genannt wurden, edle Menschlichkeit oder Huma-ni tat und in religiser Hinsicht Duldung jeder religisen Uberzeugung oder Toleranz. Auch an den ffentlichen Einrichtungen und an der Staatsverwaltung bte sie Kritik und erklrte, da die Fürsten nicht dafr da seien, sich zu ergtzen (le roi s'amuse),' sondern da es ihre Aufgabe fei, das allge-meine Beste und das Glck ihrer Untertanen zu frdern. An Stelle der von Gott geoffenbarten Wahrheiten setzten die Freigeister eine sge-nannte natrliche Religion, ein markloses Schattenwesen. Da man aber rck-sichtslos die Grundlagen der bisherigen Ordnung untergrub, schaffte man vielfach nur Unzufriedenheit, Verwirrung und Emprung. Von England verbreitete sich diese freie geistige Richtung nach Frankreich, wo sie be-sonders in Voltaire einen begeisterten Vertreter fand. Hier fhrte sie auf religisem Gebiete zum vlligen Unglauben (Materialismus), und da die Freidenker das Christentum als unvereinbar mit der menschlichen Vernunft erklrten, bekmpften sie alles Religise und Kirchliche mit einem Ha, der ihrer Anschauung von Toleranz nur zu oft und in zu auffallender Weise Lgen strafte. Vernichtung des positiven Glaubens (Voltaire), Volkssouveruitt (Montesquieu) und Gleichheit der Menschen (Rousseaux), das war das Ziel der sogenannten Aufklrung. 2. Die Fürsten und der Adel. Whrend die greren Staaten Europas ihr Bestreben darauf gerichtet hatten, ihren Besitz-stand zu erweitern, dabei aber den Nachbar scharf beobachteten, damit durch dessen gleiches Bemhen das europische Gleichgewicht" nicht gestrt werde, zugleich jedoch auf die Hebung des Wohles ihrer Untertanen eifrig bedacht waren, glaubten die meisten kleineren Fürsten, denen durch den Westslischen Frieden die Wrde von europischen Souvernen" zugebilligt war, durch einen mglichst glnzenden und kostspieligen Hosstaat das Beispiel Ludwigs Xiv. nachahmen zu mssen. Gleich ihrem Vorbilde lieen sie unntige Prachtbauten auffhren und herrliche Grten anlegen und Vergeudeteil durch unntze Soldaten-fpiele und ein berflssiges Beamtenheer, durch groe Jagden und hohe Hasardspiele, durch eigene Theater und Vergngen aller Art ungeheure Summen. Steise Frmlichkeit, lockere Sitten, herrisches Befehlen, dabei sklavische Kriecherei gegen den Laudesfrsten waren die Hauptzge des Hoslebens. Um die immer grer werdende Schuldenlast decken zu knnen, erschpften sie die Steuerlast und den Wohlstand ihres Landes oder verkauften, wie z. B. die Fürsten von Heffen-Kaffel, Braunschweig und Wrttemberg, ihre Untertanen als Soldaten an auswrtige Mchte. Die srstliche Gewalt war zur Willkrherrschaft geworden, die besonders

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 120

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
120 von dem Herzog Karl Eugen von Wrttemberg in schlimmster Weise ausgebt wurde. Die Bauern wurden in groer Auzahl herangeholt, um auf Bergen Seen auszuwerfen. Um seinen Gsten eine berraschende Unterhaltung zu bereiten, lie der Herzog in diese Seen Hirsche treiben, die dann nachts bei glnzender Beleuchtung abgeschossen wurden. Seinen Hofstaat bildeten 2000 Personen, und 700 Personen mit 600 Pferden muten ihn als Gefolge auf feinen Reisen begleiten. Er erbaute die Lustschlsser Ludwigsburg, Solitde und Hohenheim, die dem Lande groe Summen kosteten. Die Adligen herrschten als unumschrnkte Herren auf ihren Familiensitzen auf dem Lande; die Verwaltung der Gter berlieen sie vielfach Amtmnnern"; sie selber verbrachten den Winter in der nahen Residenz", wo sie ihre eigenen Hfe" hatten, den Sommer in viel-besuchten Lurusbderu. Viele Adlige drngten sich an die frstlichen Hfe oder bewarben sich um Offiziersstellen oder um die hheren mter in der Verwaltung, die fast ausschlielich dem Adel vorbehalten waren. Die Vorstellungen menschenfreundlicher Fürsten, das Los ihrer Bauern zu erleichtern, wiesen sie mit aller Entschiedenheit ab. Durch ein ppiges Leben, durch Spiel, Putz- und Modesucht, wofr Paris tonangebend war, gerieten sie immer tiefer in Schulden. Neben den adligen Beamten bildeten die nicht adligen Juristen, die auf den Universitten das rmische Recht studiert hatten, einen besonderen Beamten st and, der sich von den Brgern streng absonderte. 3. Die Brger, a) Das Aussehen der Städte. Die Mauern, die noch viele Städte umgaben, begannen zu zerbrckeln, die Trme und Tore waren entweder niedergerissen oder als Gefngnisse eingerichtet. Die ausgetrockneten Stadtgrben wurden in Grten oder Anlagen verwandelt oder dienten den Khen als Weide und den Seilern und Tuchmachern zur Ausbung ihres Handwerkes; die Wlle waren in besseren Stdten mit Bumen bepflanzt und in Spazierwege umgewandelt. Im Innern der Stadt lagen zwischen den schmucklosen Husern groe Pltze, die als Obst- und Gemsegrten dienten oder als Ziergrten nach franzsischem Geschmack eingerichtet waren. Die Huser auf dem Markte, die mit ihren geradlinigen hohen Giebeln nach der Strae schauten, waren im ganzen besser gehalten; die Lauben", eine Eigenart der Huser frherer Zeit, waren nur noch vereinzelt zu finden. Viele leerstehende Klostergebude hatte man zu Schulen. Pfarrwohnungen, Armen- und Krankenhusern eingerichtet.

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 130

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
130 zur Humanitt als die Hauptaufgabe des Menschengeschlechtes hin und erwarb sich als Legenden- und Fabeldichter groe Verdienste. Goethe und Schiller brachten die deutsche Dichtkunst zur hchsten Blte. Als Lyriker, Epiker und Dramatiker schufen sie Werke, die zu den vortrefflichsten Erzeugnissen der Weltliteratur gehren. Sie nahmen die groen Meister der Antike zu ihren Vorbildern und wuten griechische Formeuschnheit. rmische Kraft und deutsches Fhle und Denken harmonisch zu vereinigen. Whrend Friedrich der Groe, durch dessen ruhmreiche Kriegstaten, krftiges Auftreten und bedeutende Persnlichkeit der erste wahre und hhere Lebensgehalt in die deutsche Poesie kam", den deutschen Dichtern persnlich recht fremd gegenber stand, wurde der Hos der Frstin Anna Amalia von Weimar, der edlen und geistvollen Gnnerin unserer grten deutschen Dichter, und ihres Sohnes, des Herzogs Karl August, der geistige Mittelpunkt der gebildeten Welt Deutschlands. 2. Die Tonkunst. Die bekanntesten Musikinstrumente der Alten waren Leier und Kithara, ferner Flte und Doppelflte, zu denen spter Hrner, Posaunen. Zimbeln (Becken) und Pauken hinzu-kamen. Die Orgel, die im 8. und 9. Jahrhundert u. Chr. in Gebrauch kam und noch eine einfache Bauart zeigte, wurde nnr zur Begleitung von geistlichen Liedern benutzt; die Legende schreibt ihre Erfindung der hl. Cacilia, der Patronin der Musik, zu. Der Gesang war einstimmig, Hymnen und Psalmen wurden wie bei den Juden mehr rezitiert als gesungen. Der hl. Ambrosius, Bischof von Mailand, soll den eigentlichen Kirchengefang und die ersten Sing-fchuleu eingerichtet haben. Durch den Papst Gregor den Groen wurde der Gregorianische Gesang" eingefhrt, aus dem sich der Choral entwickelte. Sngerschulen gab es auch bei den Klosterschnleu zu Fulda und St. Gallen, und der Mnch Hucbald shrte um das Jahr 900 den zwei-und mehrstimmigen Gesang ein. Um das Jahr 1500 wurde der Notendruck bekannt. Zur Zeit der Kreuzzge kamen zu den bekannten Instrumenten Laute und Gitarre, die Lieblingsinstrumente der fahrenden Snger. Ter Schatz an Melodien wurde durch die franzsischen Trou-badours und Tronveres und durch den deutschen Minne - und Meistergesang wesentlich bereichert. Im 16. Jahrhundert schufen der Italiener Palestrina und der Niederlnder Orlando di Lasso ihre groartigen Werke, wodurch die kirchliche Musik zu einer ungeahnten Hhe gebracht wurde, die wieder auf die weltliche Musik frdernd einwirkte. Das deutsche Kirchenlied erhielt infolge der Reformation eine grere Bercksichtigung und wrmere Pflege. Im 18. Jahrhundert feierte auch die Musik ihr goldenes Zeitalter. Bach schuf feine herrlichen Kau taten und Passionen, unter denen die Matthuspassion ganz besonders genannt zu werden verdient, Hndel
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